Heckenlandschaften gibt es nicht nur in Norddeutschland sondern auch in anderen Teilen Deutschlands und Europas. Diese Studie umfasst Daten von Südschweden bis Nordfrankreich und demonstriert den Einfluss vom regionalen Klima und der Heckenbreite auf die Anzahl und Häufigkeit von krautigen Waldpflanzenarten.
In vielen Gegenden Europas, besonders in den küstennahen Regionen, haben Hecken eine lange Tradition als lebende Zäune, Holz- und Nahrungslieferanten sowie als Windschutz. Gleichzeitig hat die stetig steigende landwirtschaftliche Nutzung der Landschaft dafür gesorgt, dass große Teile West- und Mitteleuropas entwaldet und kleine naturnahe Bereiche (wie Ackerrandstreifen oder Knicks) im Zuge der Flurbereinigung entfernt wurden. Vorhandene Hecken stellen damit einen besonders wertvollen waldähnlichen Lebensraum dar, der für viele Waldarten ein Ausweichhabitat oder Ausbreitungskorridor sein kann.
Um den Einfluss von regionalem Klima (Temperatur und Niederschlag), Landschaftszusammensetzung (Waldfläche in der Umgebung und angrenzende Landnutzung) und Heckenpflege (Heckenbreite) auf die Vielfalt von Waldpflanzen zu untersuchen, haben wir Daten aus den heckenreichen Regionen Europas zusammengetragen – von Südschweden, über Norddeutschland, Belgien und England bis in den Norden Frankreichs – und decken somit einen langen Gradienten klimatischer und landschaftlicher Verhältnisse ab.
Wir konnten zeigen, dass eine große Vielfalt an Waldpflanzenarten in Europäischen Hecken leben kann. Die Artenzusammensetzung variiert je nach Region, übergeordnete Muster konnten aber trotzdem gefunden werden. Häufig vorkommende Waldarten wiesen effiziente Ausbreitungsmechanismen auf und zeigten eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber starken Störungen (z.B. durch Pflegemaßnahmen) sowie hohen Temperaturen. Hecken in warmen Gegenden oder in Gegenden mit extremen Wetterereignissen, wie Hitze oder Dürre, enthielten weniger Waldarten. In Zeiten des Klimawandels sind solche Ergebnisse besonders interessant, da sie einen Hinweis darauf geben können, wie sich Lebensräume unter zukünftig extremeren Bedingungen verändern werden.
Die umgebende Landschaft spielte auch eine Rolle für die Artenvielfalt. Zwar konnten wir keinen Hinweis darauf finden, dass die Waldfläche in der Umgebung die Waldartenzahl beeinflusst (es also zu einer Besiedelung der Hecken aus den umliegenden Wäldern kommt), allerdings war die direkt angrenzende Landnutzung sehr wichtig. Je intensiver die landschaftliche Nutzung, desto weniger Waldarten konnten in den Hecken gefunden werden.
Um den Einfluss der Pflegemaßnahmen zu bewerten, wurde die Heckenbreite näher betrachtet, da sich diese bereits in vorangegangener Forschung als sehr wichtiger Faktor für die Lebensraumqualität von Hecken herausgestellt hat. Breitere Hecken bieten ein stabileres Mikroklima, d.h. dass Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Inneren der Hecken weniger stark schwanken, was für Waldarten, speziell während Extremwetterereignissen, besonders wichtig ist. Folglich fanden wir mehr Waldarten in breiteren Hecken und konnten den bereits vielfach gefundenen positiven Zusammenhang zwischen Heckenbreite und Waldartenvielfalt nun auch auf europäischer Ebene demonstrieren. Damit sollte bei Pflegemaßnahmen und Managementstrategien die Heckenbreite als Schlüsselelement für die Lebensraumqualität berücksichtigt werden, besonders wenn Hitze- und Dürreereignisse in naher Zukunft an Häufigkeit zunehmen werden.
Litza, K. et al. (2022). Hedgerows as a habitat for forest plant species in the agricultural landscape of Europe. Agriculture, Ecosystems & Environment, 326: 107809.
Presseinfo der Universität Bremen: Klimawandel bedroht die Artenvielfalt in Hecken